Osterbräuche
Aschenkreuz
von Clemens Gull
Während der Fasching mit seiner Ausgelassenheit zu Ende geht, markiert der Aschermittwoch für Christen einen neuen Anfang. Dieser Tag leitet die 40-tägige Fastenzeit, auch als österliche Bußzeit bekannt, ein. Als Zeichen der Fastenzeit wird das Aschenkreuz auf die Stirn der Gläubigen gezeichnet.
Die Versuchung Jesu, das „biblische Vorbild“
Die 40-tägige Fastenzeit hat ihr biblisches Vorbild in der Erzählung von der Versuchung Jesu. Jesus verbrachte 40 Tage und Nächte in der Wüste, wo er den Versuchungen des Teufels widerstand (Mt 4,1-11). Die Gläubigen folgen diesem Beispiel und fasten in Vorbereitung auf das kommende Osterfest.
Ursprung der Fastenzeit und das Aschenkreuz
Ursprünglich begann die kirchliche Fastenzeit am sechsten Sonntag vor Ostern. Papst Gregor der Große verlegte den Beginn auf den vorangehenden Mittwoch, um exakt 40 Fasttage bis zum Osterfest zu gewährleisten. Der Aschermittwoch markiert den Beginn der öffentlichen Kirchenbuße, wobei Büßer Bußgewand und Asche erhielten. Heute symbolisiert das Aschenkreuz auf der Stirn die Bereitschaft zu Umkehr und Buße.
Der Ritus der Aschenbestreuung
Die Aschenbestreuung hat ihren Ursprung im 11. Jahrhundert und wurde zunächst bei der Kirchenbuße praktiziert. Seit 1969 besprengt der Priester die Asche mit Weihwasser, segnet sie und zeichnet den Gläubigen das Aschenkreuz auf die Stirn. Dabei werden folgende Worte gesprochen:
Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.
Priester beim Zeichnen des Aschenkreuzes
Bedeutung der Asche und strenger Fastentag
Die Asche erinnert an die Vergänglichkeit des Menschen und symbolisiert, dass Altes vergehen muss, damit Neues entstehen kann. Der Aschermittwoch ist ein strenger Fast- und Abstinenztag. Fleisch darf nicht gegessen werden, und es sind nur eine einmalige Sättigung sowie morgens und abends je eine kleine Stärkung erlaubt. Dieser symbolische Abschied vom Fleisch soll die Gläubigen auf das geistliche Leben und Gott besinnen.
Traditionen und moderne Formen des Fastens
Der Aschermittwoch hat nicht nur traditionelle Speisen wie den sauren Hering hervorgebracht, sondern auch Redensarten wie „Asche auf mein Haupt“. Heutzutage kann das Fasten in verschiedenen Formen praktiziert werden, von Verzicht auf bestimmte Lebensmittel bis hin zu modernen Initiativen wie „SMS-Fasten“ oder „Autofasten“.
Der Aschermittwoch markiert den Übergang von der ausgelassenen Karnevalszeit zur besinnlichen Fastenzeit. Die Symbolik des Aschenkreuzes erinnert die Gläubigen an ihre Vergänglichkeit und ruft zu Umkehr und Buße auf. Durch Fasten und Verzicht bereiten sich die Menschen auf das höchste Fest im Kirchenjahr vor – das Osterfest.