Weihnachtsbräuche
Adventkranz
von Clemens Gull
Der Ursprung des Adventkranzes lässt sich auf den evangelischen Theologen Johann Wichern zurückführen. Im Jahr 1838 brachte er erstmals ein Wagenrad mit 23 Kerzen (bis zu 24 kleine rote für die Werktage bis Weihnachten und vier dicke weiße für die Sonntage) im Betsaal des Rauhen Hauses, in Hamburg, an.
Der Adventskranz, eine weitverbreitete Tradition in vielen Haushalten, Kirchen und Gemeinden, hat eine faszinierende Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Ursprünglich waren Kränze vor allem in evangelischen Kirchen und Gebetshäusern zu finden, bevor sie später auch in vielen Wohnhäusern Einzug hielten. Die Entwicklung des Adventskranzes nahm jedoch eine interessante Wendung.
Im Jahr 1925 eroberte der Brauch schließlich auch die katholischen Kirchen. Der ursprüngliche „Wichernkranz“ war je nach Länge der Adventszeit mit bis zu 28 Kerzen geschmückt. Jedoch stellte sich heraus, dass nicht jeder genug Platz an der Decke für einen so großen Kerzenkranz hatte. Als Lösung wurde die Anzahl der Kerzen auf die vier großen Kerzen reduziert, eine für jeden Sonntag im Advent.
Die Festlegung auf genau vier Sonntage geht auf Papst Gregor I. im Mittelalter zurück. Er verfügte, dass die Adventszeit, die Vorbereitungszeit auf die Ankunft des Herrn, vier Sonntage umfassen sollte. Diese Entscheidung ermöglichte es den Gläubigen, sich angemessen auf das Weihnachtsfest vorzubereiten. Interessanterweise erhielt jeder Adventssonntag sogar seinen eigenen Namen.
- 1. Adventsonntag
Ad te levavi animam meam
Zu dir erhebe ich meine Seele, Psalm 25,1 - 2. Adventsonntag
Populus Sion, ecce Dominus veniet ad salvandas gentes
Volk von Zion, siehe, der Herr wird kommen, zu retten die Völker, Jesaja 30,19.30 - 3. Adventsonntag
Gaudete in Domino semper
Freut euch im Herrn allezeit, Philipper 4,4 - 4. Adventsonntag
Rorate, caeli desuper, et nubes pluant iustum: aperiatur terra, et germinet salvatorem
Tauet, ihr Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten: Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor, Jesaja 45,8
Ein beeindruckendes Beispiel für die Fortführung dieser Tradition findet sich im Rauhen Haus in Hamburg wieder. Dort brennt bis heute ein Adventskranz, so groß wie ein Wagenrad, mit einer Kerze für jeden Tag des Advents. Diese kontinuierliche Praxis zeugt von der Bedeutung und Beständigkeit des Adventskranzes als Symbol der Vorfreude und Vorbereitung auf die festliche Zeit des Jahres.