
Heischebräuche
Anglöckeln
von Clemens Gull
Das Anklöckeln hat seine Wurzeln im Mittelalter und gehört zur Gruppe der sogenannten Heischebräuche – also Bräuche, bei denen Menschen von Haus zu Haus ziehen, singen und dafür eine kleine Gabe (meist Essen oder Geld) erhalten. Der Name leitet sich vom „Anklopfen“ an die Türen der Häuser ab, womit man symbolisch um Einlass bat, um die frohe Botschaft der bevorstehenden Geburt Christi zu verkünden.
In den alten Überlieferungen treten die Anklöckler meist in kleinen Gruppen auf, gekleidet in einfache, bäuerliche Gewänder. Sie singen Lieder, die von der Herbergssuche Mariens, von Armut und Nächstenliebe erzählen. Die Texte und Melodien unterscheiden sich je nach Region, sind aber stets getragen von einer tiefen Frömmigkeit und Gemeinschaftsverbundenheit.
Traditionell findet das Anklöckeln an den drei Donnerstagen vor Weihnachten statt – in manchen Orten ausschließlich am letzten Donnerstag vor dem Heiligen Abend.
Die Gruppe – meist bestehend aus Männern, manchmal aber auch gemischt oder mit Kindern – zieht mit Laternen von Haus zu Haus. Dort werden Anklöckellieder gesungen, begleitet von Zither, Gitarre oder einfach nur durch rhythmisches Klopfen. Typische Lieder sind etwa „Wer klopfet an?“ oder „Es wird scho glei dumpa“.
Als Dank erhalten die Sänger kleine Gaben: Äpfel, Nüsse, Speck oder etwas Geld, das häufig für wohltätige Zwecke gespendet wird. In vielen Gemeinden im Pongau, Pinzgau und Flachgau hat sich dieser soziale Aspekt bis heute erhalten. Ein Beispiel ist die Anklöcklergruppe in Großarl, wo jedes Jahr für Familien in Not gesammelt wird.
In vielen Salzburger Gemeinden – etwa in St. Koloman, Wagrain, Abtenau oder St. Johann im Pongau – gibt es noch aktive Anklöcklergruppen. Mancherorts werden auch Schülergruppen oder Chöre eingebunden, um den Brauch lebendig zu halten.