
Adventbräuche
Frautragen
von Clemens Gull
Das Frautragen (auch Herbergsuche oder Maria tragen genannt) ist ein alter vorweihnachtlicher Volksbrauch, bei dem eine Marienfigur – meist eine geschnitzte oder bemalte Statue der Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind – von Haus zu Haus getragen wird. Daher auch der Name: „man trägt die Frau“, also Maria.
Das Frautragen hat seine Wurzeln in der Barockzeit, mancherorts reichen die Spuren noch weiter zurück. Im Mittelpunkt steht eine Marienfigur, die während des Advents von Haus zu Haus getragen wird.
Wer die „Frau“ – also die Muttergottes – aufnimmt, darf sie für eine Nacht in seinem Haus beherbergen.
Dabei werden meist Kerzen entzündet, Lieder gesungen und gemeinsam gebetet. So wird das Zuhause zu einem Ort der Besinnung, an dem man sich auf die Ankunft Christi vorbereitet.
In vielen Dörfern gilt die Aufnahme der Marienfigur bis heute als Ehre und Segen.
Früher glaubte man, dass Maria jene Familien besonders schützt, die ihr Herberge gewähren.
Der Brauch beginnt meist am 1. Adventsonntag, wenn die Marienfigur in der Kirche gesegnet wird.
Von dort wandert sie jeden Abend weiter zu einer anderen Familie.Jede Übergabe wird von einer kleinen Andacht oder einem Gebet begleitet – manchmal auch von Adventliedern wie „Es wird scho glei dumpa“ (Noten, Beispiel vom Kärntner Viergesang) oder „Maria durch ein Dornwald ging“ (Noten, Beispiel der Wiener Sängerknaben).
Am Heiligen Abend endet die Reise und die Figur kehrt wieder in die Kirche zurück und wird dort feierlich empfangen.
Das Frautragen ist kein Spektakel, sondern ein Zeichen innerer Vorbereitung auf Weihnachten.
Es erinnert daran, dass die Botschaft von Hoffnung, Herbergssuche und Nächstenliebe in der Gemeinschaft lebendig wird. Gerade heute – in einer oft hektischen Vorweihnachtszeit – schenkt der Brauch Momente der Ruhe, Einkehr und Verbundenheit. Dadurch ist er weitgehend von einer touristischen Ausprägung verschont geblieben.