24. November
Albert, Andreas, Flora, Herta
Fängt der Winter früh an zu toben, ist er im Dezember nicht mehr zu loben.
Brauchtum
Lärmbräuche

Osterratschn

von Clemens Gull

Am Gründonnerstag, so sagt man, fliegen die Glocken nach Rom, um geweiht zu werden. In dieser Zeit kommen die Ratschen zum Einsatz, ein alter Brauch, der bis ins Mittelalter zurückreicht. Kinder oder Ministranten bauen sich Ratschen und machen damit Lärm, um die Stille zu füllen, die durch das Schweigen der Glocken entsteht.

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Ratschen, von Klappen, die mit einer Hand gedreht werden, bis hin zu großen Ratschen, die mit einer Kurbel angetrieben werden und meist auf Kirchtürmen oder Balkonen stehen. Jede Ratsche hat ihren eigenen, einzigartigen Klang, der in der Osterzeit durch die Straßen hallt.

Der Brauch der Osterratschen geht vermutlich bis ins Mittelalter zurück. Ab dem Gloria am Gründonnerstag schweigen die Kirchenglocken – man sagt, sie fliegen nach Rom und werden neu geweiht – und werden bis zum Karsamstag (Auferstehung) von den Osterratschen ersetzt.

Dieser Brauch wurde erstmals 1482 schriftlich im nordbayrischen Coburg erwähnt. Die Ratschen zeigten früher die Gebetzeiten an (Morgen-, Mittag- und Abendleuten). Im Mittelalter gab es noch fast keine Uhren und es richtete sich der Tageablauf nach dem Gebet der Mönche und Klöster. Außerdem sollten sie den Frühling aufwecken und böse Geister abwehren.

Neben den Handratschen gibt es auch noch die Hammerratschen, Kastenratschen, Schubkarrenratschen und Turmratschen. Jede dieser Ratschen hat ihre eigene Form und ihren eigenen Klang, was zu einer Vielfalt von Klängen führt, die während der Osterzeit zu hören sind.

Die Ratschenbuam und -dirndln ziehen durch den Ort und rufen ihren Ratschen Spruch:

Wir ratschn, wir ratschn die Fastn aus,
unseren Herrn Jeso Christ sein Leid’n is aus

Für ihre Mühen werden den Kindern Eier, Süßigkeiten und auch Geld zugesteckt. Es ist eine Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wird und die Osterzeit mit Freude und Lärm erfüllt. Es ist ein Brauch, der uns daran erinnert, dass selbst in Zeiten des Schweigens immer Raum für Freude und Gemeinschaft ist.