5. Dezember
Anno, Gerald, Modestos, Niels, Reinhard, Sola
Ein dunkler Dezember bringt ein gutes Jahr, ein nasser macht es unfruchtbar.
Rorate, die Messe zur Morgenstunde
Lichtbräuche | Adventbräuche

Rorate

von Clemens Gull

Wenn im Advent frühmorgens die Kirchenglocken läuten und Kerzenlicht die Dunkelheit durchbricht, dann ist wieder Roratezeit. Besonders in Salzburg, im Alpen- und Voralpenland, gehören die Roratemessen zu den schönsten und stillsten Bräuchen der Vorweihnachtszeit.

Das Wort „Rorate“ stammt aus dem lateinischen Eröffnungsgesang der Messe,

Rorate caeli desuper – Tauet, ihr Himmel, von oben

Dieser Vers aus dem Propheten Jesaja (Jes 45,8) bittet um das Kommen des Erlösers und steht sinnbildlich für die Sehnsucht der Menschen nach Licht, Frieden und Hoffnung in der dunklen Jahreszeit.

Traditionell werden die Rorate-Messen an Wochentagen im Advent vor Sonnenaufgang gefeiert – also meist gegen 6:00 Uhr oder noch früher. Die Messe wird nur bei Kerzenlicht gefeiert, ist inhaltlich aber eine normale Werktagsmesse. Elektrisches Licht bleibt ausgeschaltet. Erst wenn die Sonne über die Berge steigt, wird es auch in der Kirche hell – ein starkes Sinnbild für das Kommen Christi als „Licht der Welt“.

Die Rorate ist kein Fest mit großem Lärm, sondern eine stille Feier der Erwartung. In einer Zeit, in der viele schon vom Weihnachtsstress überrollt sind, erinnert sie an den ursprünglichen Sinn des Advents: Warten, Hoffen, Bereiten.

Die Rorate-Messe ist auch eine Form der inneren Sammlung – ein Moment der Ruhe in der Dunkelheit, bevor der Tag beginnt. Sie drückt jene tiefe Sehnsucht nach Licht und Erlösung aus, die schon die Menschen des Mittelalters bewegt hat.