Sonstige Bräuche
Sonnwendfeuer, Johannesfeuer
von Clemens Gull
Jedes Jahr, wenn der Kalender den 21. Juni anzeigt oder einen Samstag, der diesem Datum am nächsten liegt, erstrahlen die Berggipfel und Höhen unseres Landes in einem warmen, leuchtenden Feuer. Dieses Phänomen, bekannt als Sonnwendfeuer, ist ein faszinierender Anblick, der die Dunkelheit der Nacht durchbricht und die Landschaft in ein Meer aus Licht und Wärme taucht.
Die Sonnwendfeuer sind nicht nur auf den Bergen zu sehen. Oftmals werden sie auch im Tal anlässlich von Festen abgebrannt. Im Salzburger Großarltal zum Beispiel, wird die Sonnwendfeier mit dem sogenannten Sonnwendklöcken verbunden. Hierbei stellen sich junge Männer mit ihren Peitschen auf eine Anhöhe und schnalzen in einem 4er oder 6er Takt. Eine weitere faszinierende Tradition findet im Salzburger Flachgau bei Oberndorf statt, wo beim „Schiffersonnwend“ schwimmende Sonnwendlichter in der Salzach flussabwärts treiben.
Dem Feuer werden besondere Schutz- und Reinigungskräfte zugesprochen. Es soll Licht, Wärme und Leben symbolisieren. Diese Bräuche haben ihre Wurzeln in vorchristlicher Zeit und sollten zum Ausdruck bringen, dass die Sonne sich nun auf ihrem Höhepunkt befindet. Der längste Tag und die kürzeste Nacht des Jahres sind gekommen.
Um diesen Brauch der Sonnwendfeuer einen christlichen Inhalt zu geben, hat die Kirche dieses Feuer in die Johannesfeuer umgewandelt. Der 24. Juni, der Festtag von Johannes dem Täufer, ist ein bedeutender Tag in der christlichen Tradition und wird oft mit Feuerfesten gefeiert.
Die Sonnwendfeuer sind also mehr als nur ein schöner Anblick. Sie sind ein Symbol für das Leben, die Wärme und das Licht, das die Sonne uns schenkt. Sie sind ein Zeichen der Verehrung und des Respekts gegenüber der Natur und ihrer unermesslichen Kraft. Und sie sind ein Zeugnis unserer tief verwurzelten Traditionen und Bräuche, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. So lodern die Feuer weiter, Jahr für Jahr, und erinnern uns an die ewige Zyklen des Lebens und der Jahreszeiten.